LGBTIQ+ und Adventist sein – Geht das?

Was gesellschaftlich schon lange ein Thema war, bekam in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten viel zu spät Raum – dann aber mit Rumms: Der Pastor einer Hamburger Ortsgemeinde machte seine Bisexualität öffentlich.

Nun musste – auch von offizieller Seite – Stellung bezogen werden; vom Gemeindeglied in Deutschland bis zum Leitungsgremium in den Vereinigten Staaten diskutierten die Kirchenangehörigen, mal mit Sachverstand, mal vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen, mit Respekt, mit grundsätzlicher Ablehnung, mit zaghafter Offenheit: LGBTIQ+ und Adventist sein – geht das?

Und in manch hitziger Diskussion über biblische Auslegung geriet schnell aus den Augen, worum es eigentlich geht: um den einzelnen Menschen. Um ein geliebtes Kind Gottes. Um ein von ihm geschaffenes und gewolltes Wesen.

Wir als Adventgemeinde Treffpunkt 7 haben in unseren Grundsätzen fest verankert, die Liebe Gottes mit allen Menschen zu teilen, sie vorbehaltlos ungeachtet ihrer Herkunft, Kultur, Religion, sexuellen Orientierung und Weltanschauung anzunehmen und uns selbst als der Gnade Gottes bedürftig zu sehen. Diese tiefe Überzeugung und nicht zuletzt die Anfeindungen, die unsere queeren Glaubensgeschwister mitunter erleben, die in keine heterosexuelle Norm passen, bewegten uns und ließen uns die Frage stellen: Was können wir tun, um ihnen Mut zu machen und ihnen zu vermitteln, dass sie geschätzt, geliebt, gewürdigt sind?

Ein kleiner Schritt, um dies nach außen hin deutlich zu machen, war unsere Entscheidung, eine Partnergemeinde von SDA Kinship int. zu werden.
Der englische Begriff „Kinship“ kann mit „Familie“, „Angehörige“ oder „(Bluts-)Verwandtschaft“ übersetzt werden und bezeichnet zusammen mit dem vorangestellten SDA (die Abkürzung für Seventh-day Adventist) genau das, was dieser Zusammenschluss sein möchte: eine große adventistische Familie, in der queere Menschen mit ihren Freunden, Partnern, Angehörigen und Verbündeten (engl. allies) willkommen sind, Freunde finden, füreinander eintreten, verstanden werden und sich wohlfühlen. Engagierte Siebenten-Tags-Adventisten gehören ebenso dazu wie enttäuschte und ehemalige Gemeindeglieder. Als eine Art Selbsthilfegruppe möchte SDA Kinship für queere Menschen eine sichere Community sein, in der sie sich bedingungslos angenommen wissen.

Die offizielle Webseite www.sdakinship.org formuliert es so:
„SDA Kinship International ist eine LGBTIQA+ bejahende und integrative Plattform für aktuelle und ehemalige Siebenten-Tags-Adventisten. Unsere Online-Kontakte und die persönlichen Begegnungen auf lokaler Ebene bieten einen geschützten Raum, der es jedem Mitglied erlaubt, authentisch zu sein, seine Geschichte zu teilen und Fragen zu stellen. Auch hilfreiche Ressourcen werden ausgetauscht, um LGBTQIA+ Erfahrungen besser verstehen zu können.“

Als erste offizielle deutsche Partnergemeinde dieser internationalen adventistischen LGBTIQ+-Community treten wir dafür ein, die Diskriminierung und Ausgrenzung dieser Menschen im Namen des Evangeliums zu beenden.

Lies dazu gerne auch unsere Stellungnahme zu Homosexualität. Am Seitenende haben wir für dich noch einige Links und weitere Stellungnahmen sowie ein Info-Kit zum Thema zusammengetragen; darin kommen unter anderem sowohl die für Hamburg zuständige Hanse-Vereinigung als auch übergeordnete Organisationseinheiten wie die Intereuropäische Division und die Generalkonferenz der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu Wort. Du wirst darin konträre Ansichten finden. Die Überzeugungen und Standpunkte innerhalb unserer Kirche klaffen teilweise weit auseinander. Für uns als Adventgemeinde Treffpunkt 7 steht allerdings eines unumstößlich fest:

LGBTIQ+ und Adventist sein – geht das? Aber selbstverständlich!

Text: Inga Bertz